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WW: Welche Bedeutung hat das Exportgeschäft für Antinori?

MLA: Es ist unser Kerngeschäft, 80 Prozent der Produktion werden exportiert, für den heimischen Markt bleiben nur 20 Prozent. Diese Tradition haben wir selbst mit den Ornellaia-Weinen in den 1990er Jahren gepflegt. Wir glauben an die Internationalität unserer Marke. Alle Projekte von Antinori sind sozusagen Weltprojekte. Derzeit präsentiert Antinori neue Linie Biserno auf dem Markt, ein Gemeinschaftsprojekt der Brüder Piero und Marchese Ludovico.

WW: Wie kam es zu dieser erneuten Zusammenarbeit?

MLA: Nachdem ich die Tenuta Ornellaia an Robert Mondavi verkauft hatte und Michael Mondavi das Land entgegen unserer Abmachungen an Frescobaldi weiterveräußerte, war mein Bruder sehr verärgert. Mit der Zusammenarbeit haben wir den familiären Frieden wiederhergestellt und die Wogen geglättet.

WW: Wie ist die Zusammenarbeit organisiert?

MLA: Mein Bruder Piero hält 25Prozent der Anteile und ist für die Finanzen zuständig, ich halte die restlichen 75 Prozent an Biserno. Mein Bruder ist definitiv besser geeignet für die Position des Controllers.

WW: Gehören die Weine von Biserno in das Luxus-Segment?

MLA: Definitiv. Biserno-Weine sind am obersten Ende der Skala in Italien anzusiedeln und können sich preislich und quantitativ mit denen aus dem Bodeaux messen. Zudem machen wir einen Wein, der für den französischen Geschmack und Markt sehr geeignet ist. Unsere Weine sind modern und früher trinkbar, also zwei, drei Jahre nach Abfüllung. Ein Bordeaux hingegen ist frühestens nach neun Jahren trinkbar.

WW: Wie laufen die Luxusweine von Antinori?

MLA: In Märkten wie den USA funktionieren die Luxus-Weine sehr gut, die Amerikaner wissen diese Art von Wein wirklich zu schätzen. Deutschland ist diesbezüglich vielleicht sogar die Nummer zwei. Die Weine von Biserno gehen gut im Vereinigten Königreich, außerdem zählt die Schweiz zu den besten Märkten. Auf dem deutschen Markt läuft Biserno gerade an, für Ornallaia ist Deutschland der fünft wichtigste Markt. Unser Ziel ist es Deutschland wieder zum zweitwichtigsten Markt für Ornellaia zu machen wie es vor einigen Jahren der Fall war.

WW: Wie vermarktet Antinori die Luxusweine in Deutschland?

MLA: Wir verfolgen zwei Strategien: Zunächst mal haben wir mit der Marke Insoglio einen Zweitwein von Biserno auf den Markt gebracht, eher ein Einstiegswein für den täglichen Konsum. Ich überlasse Anton Rössner die Vermarktung. Für den Biserno müssen wir den Markt noch genauer analysieren um den Wein besser am Markt platzieren zu können. Weiter verstärken wir das Verkaufsteam und versuchen den Wein direkt in der mittleren Oberschicht zu positionieren. Dabei distanzieren wir uns von dem traditionellen Verkaufskanal über die Gastronomie. Die Weine von Biserno sind nicht an die italienische Küche gebunden, sondern orientieren sich mehr am internationalen Markt, an internationalen Gerichten oder an den Trends in New York.

WW: Welche Bedeutung haben die Luxusweine für den deutschen Markt und den Weltmarkt? Ist ein Wein, der zwischen 80 und 200 Euro pro Liter kostet überhaupt noch zeitgemäß?

MLA: Das Segment wird kleiner. Das Luxus-Segment von Antinori erreicht nur 8 Prozent der italienischen Bevölkerung, in der Schweiz sind es immerhin 25 Prozent der Bevölkerung, die sich diese Weine leisten können, auch in Deutschland sind es mehr. Wir glauben aber, dass unsere Weine gut präsentiert werden und sehr wettbewerbsfähig sind mit den unerreichbaren französischen Weinen. Unsere Weine können qualitativ mithalten und der Preis ist wesentlich erschwinglicher. Während ein guter Bordeaux 1000 Dollar pro Flasche kostet gibt es bei uns gute Qualität für 800 Dollar weniger. Selbst in Italien, das stärker von der Krise betroffen ist als andere europäische Staaten, sind die Restaurants voll besetzt und es werden Trüffel serviert. Vielleicht liegt es an der italienischen Mentalität: Die Leute gehen nur noch ein Mal pro Monat ins Lokal, lassen es aber an nichts fehlen. Die Gastronomieumsätze in Italien sind um 4 Prozent gestiegen. Während der Depression geben die Menschen offenbar mehr aus für den Restaurantbesuch und den Wein, um die Schmerzen zu lindern. Gespart wird bei Mode und anderen Luxusgütern.

WW: Welche Bedeutung haben Bio-Weine für Antinori?

MLA: Bioweine sind heutzutage sehr modern, die Leute reden darüber. Allerdings sind die meisten großen Weinbetriebe nicht involviert. Bio-Weine sind grenzwertig wenn es darum geht, vernünftigen Wein zu machen weil es einfach nicht geht. Wenn nämlich etwas schief läuft müssen Chemikalien angewendet werden, um die Krankheiten zu bekämpfen. Bayer und BASF produzieren so wunderbare Chemikalien, die die Fortpflanzung der Insekten verhindern, gegen Pilze gibt es Mittel, die neutralisierend wirken sobald der Pilz die Pflanze erreicht. Natürlich müssen die Newcomer biologisch anbauen, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu erreichen. Nur wenn dann im nächsten Jahr etwas außer Kontrolle gerät, müssen wirklich starke Chemikalien eingesetzt werden. Das ist die Realität, Bio ist ein schöner Traum, jedenfalls in Europa. In Südamerika kann man biologischen Weinbau betreiben weil es dort eine saubere Umwelt gibt. In Europa ist das sehr schwierig, es gibt zu viele Insekten und Pilze in der Luft, die man mit biologischen Methoden nur schwer los wird.

 

Daten über Produktionsmengen, Absatzmengen und Preise entnehmen Sie bitte dem Artikel in der Weinwirtschaft. Ich danke für Ihr Verständnis.

 

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