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Wer rennt da so spät
durch Nacht und Wind?
Es ist ein Vater, mit seinem Kind.
Mit eisener Maske den Jungen im Arm,
zitternd und weinend,
schon lang nicht mehr warm.

 

„Mein Vater, mein Vater,

wer sieht mich so an -

wer hat mir das Virus angetan?“

„Mein Sohn, mein Sohn,

ich fühl‘ es genau,

es ist die alte Grippe in grau.“

 

Ein Mann kommt des Weges und scherzet beredt:
„Wer glaubt denn was in der Zeitung steht?“

 

Dem Vater ist mulmig, der Sohn hustet schlimm.
Der Knab zieht verzweifelt die Maske zum Kinn.

 

„Mein, Sohn, was birgst Du so bang Dein Gesicht?“

„Siehst Vater Du denn das Virus nicht?

Das Virus dort, mit drohender Kron?“

„Mein Sohn, das ist ein Gastronom.“

 

„Du liebes Kind, komm rein zu mir!

Recht garstige Spiele spiel ich mit Dir.

So manch bunte Maske hängt hier an der Wand,

Pommes "to go" im gülden Gewand.“

„Mein Vater, mein Vater und hörest Du auf,

wie der böse Wirt mir das Virus verkauft?“

„Nun halte mal schön die Luft an, mein Kind!

Schon bald ist der Wirt Geschichte, geschwind.“

 

„Willst feiner Knabe Du zu mir gehen?
Meine Kellnerin wird Dich umgarnen schön!
Meine Mädchen führen den nächtlichen Rein
servieren und lachen und singen Dich ein!“

„Mein Vater mein Vater und siehst Du nicht dort,
die lüsternen Kellner im düsteren Ort?
Sie droh‘n mit Gesang und ich fürchte auch Speis!
Bunte Getränke mit Früchten und Eis!“

„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh‘ es genau:
Es sind alte Weiber mit Schürzen in grau.“

„Wir lieben doch Gäste! Egal welch Gestalt
und trinkst Du nicht willig, so brauch ich Gewalt!“
„Mein Vater, mein Vater, jetzt geht er mich an!
Der Wirt bringt das Virus direkt an den Mann.“

Dem Vater grausets, er rennet geschwind,
er hält in den Armen das frierende Kind,

Er schafft‘s zum Hotel und klagt seine Not,
Dort man weist ihn ab: Übernachtungsverbot.
Spät ist er zu Haus, das Kind röchelt leiser,
Die Frau grüßet schwach, auch sie ist schon heiser.

Hinaus geschrien hat sie‘s mit der Meute,
„Achtet die Wirte! Bald sind alle pleite!“

Der Vater legt ihr das Kind in den Schoß,
Es röchelt noch einmal, dann lässt es los.

Der Mann verlangt dennoch Speis und Trank,
Die Frau ist verlegen: Nur Nudeln im Schrank.
Als er ins Bad geht lässt sie ihn wissen:
„Es gibt kein Papier. Ist echt beschissen.“

„Du hast doch den Lohn und Dein Trinkgeld geholt!“
„Der Wirt musste schließen. Er fühlt sich verkohlt.“

Nun schluchzen beide in Ihrer Not.
„Was ist nur gescheh‘n, unser Knabe ist tot!“

So geh’n sie zum Amt und bitten um Stütze.
Der AmtsRatMeister jedoch spricht nur Grütze.

„Ein Test muss her für Euren Sohn!“
„Herr, der ist tot! Was soll der Hohn?“
„Nur Opfer vom Virus bekommen hier Geld.
Habt Ihr keine Arbeit bei Euch auf dem Feld?“
„Das Feld ist verkauft an einen Chinesen,
Und das ist lange her gewesen.“

„Er hat auch bezahlt, so will ich hoffen?“
„Mit Masken Herr, aus schönen Stoffen.“

„Was seid Ihr nur für Eselsleute!
Der reiche Mann hat fette Beute!“
„Die Masken sind doch werte Ware,
sonst lägen wir längst auf der Bahre.
Sie geben Schutz vor bösen Viren
den sonst nur Gott kann garantieren!“

„Dann gehet in die Kirche hin,
fragt unsern Gott nach einem Sinn,
verkauft die Masken in der Welt
Dann habt ihr bald auch wieder Geld.“

 

Ryker erzählt die Geschichte einer Liebe.